Gute Kommunikation für gute Beziehungen

Wie wir mit anderen Menschen kommunizieren, hat einen bedeutenden Einfluss auf die Art und Qualität in unseren Beziehungen. Eine gelungene Kommunikation gibt unseren Beziehungen Nähe und Tiefe, während falsche oder mangelhafte Kommunikation das Grundübel für Probleme, Entfremdung und Streit ist, sei es in der Ehe, in der Familie, im Freundeskreis oder an der Arbeit.





Ein gutes Wort erfreut das Herz jedes Mannes 
(Sprüche 12,25)

Wer Streit anfängt, entfesselt eine Wasserflut, darum lass ab vom Streit, bevor er losbricht. 
(Sprüche 17,14)

Grundvoraussetzung für eine gute Kommunikation ist die Liebe. Ohne die Liebe zum Nächsten nützt einem die beste Kommunikationstechnik nichts. Denn bei der gelungenen Kommunikation geht es nicht nur darum, sich selber mitzueilen und seine Anliegen durchzusetzen, sondern eben vor allem darum, den anderen zu verstehen, wie wir noch sehen werden.

Den Schlüssel zu einer gelungenen Kommunikation halten wir aber selber in der Hand. Sich selber zu kennen und richtig einzuschätzen, ist dabei das A und O. Denn täglich werden wir konfrontiert mit Menschen, die an uns herantreten. Wie wir auf diese Menschen reagieren, hat sehr viel damit zu tun, wie wir uns selbst sehen. Sind wir aufgrund unserer Vergangenheit und Erfahrungen schüchtern und haben ein geringes Selbstwertgefühl, reagieren wir auf Kritik ganz anders als ein Mensch der vor Selbstvertrauen strotzt. Wenn andere mich hinterfragen oder kritisieren bin ich schnell verunsichert und neige zu unklugen Kurzschlussreaktionen. Ich will mich rechtfertigen, kontern, zum Gegenangriff übergehen, weil meine Gefühle mir das sagen. Später bereue ich mein Handeln. So ist es eben oft klüger, wenn man erst mal gar nichts macht, wenn man nicht weiss, wie man in einer Situation reagieren soll.

Jeder von uns hat seine Geschichte. Unsere Eltern, unsere Kindheit unsere Erfahrungen die uns geprägt haben. Wir mögen Narben, Misshandlungen und Verunsicherung in uns tragen, die andere Menschen uns zugefügt haben. Diese Erfahrungen prägen unser Selbstverständnis bis heute. Dabei ist es wichtig nicht stehen zu bleiben, sondern vorwärts zu schreiten. Andere mögen in uns ein Durcheinander angerichtet haben, aufräumen müssen wir selber. Oder wollen wir ein Leben lang ein Opfer jener Menschen bleiben, die uns schlecht behandelt haben?

Doch es gibt jemand, der unsere Lasten trägt, der uns versteht, liebt und uns befreit aus unserem Selbstmitleid und Opfersinn: Gott selbst, der sich uns Menschen durch Jesus unseren Erlöser offenbart hat.


"Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen.

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.

Denn das Joch, das ich auferlege, drückt nicht, und die Last, die ich zu tragen gebe, ist leicht."
(Matthäus 11,28)

Das EIGER Modell von René Maier

Dieses Konzept hat mir sehr geholfen, meine Kommunikation neu zu verstehen und zu verbessern. Der Eiger ist ja einer der bekanntesten Berge der Schweiz. Kommunikation ist aber nicht so schwierig wie die berüchtigte Eiger-Nordwand, an der sich die besten Kletterer der Welt messen. Aus den Buchstaben E I G E R lässt sich nämlich ein einfaches und durchdachtes Kommunikationsmodell ableiten, das ich an einem Vortrag von René Maier kennen gelernt habe:


  1. Ereignis
    Ein Kommunikations-Ereignis tritt an uns heran. Jemand spricht zu uns verbal und vor allem auch nonverbal. Eine Kritik, ein schräger Blick oder ein Stirnrunzeln des Gegenübers verunsichert uns.

     
  2. Interpretation
    Was hat das zu bedeuten? Ich interpretiere die Situation. Doch vielleicht war die Person, die schräg geguckt hat, nur müde und nicht sauer auf uns. Doch aufgrund meiner Persönlichkeit, die in die eine oder andere Richtung neigt, sehe ich die Sache so, wie ich sie sehen will. Dabei halten wir unsere Interpretation für die Wahrheit. Doch oft interpretieren wir die Situation falsch und wagen es nicht nachzufragen.

    Die meisten kennen das 4-Ohren Modell mit dem Sach-Ohr, Appell-Ohr, Selbstoffenbarungs-Ohr und dem Beziehungs-Ohr. Die einfache Aussage "Schatz, den Rasen müsste man mal wieder mähen" können wir so ganz unterschiedlich auffassen: Ganz sachlich als reine Information, dass das Gras gewachsen ist, als Aufforderung oder Kritik, was uns vielleicht sauer aufstösst, als Bekundung meines Partners, dass ihm der Garten langsam zu viel wird, oder als Dank für meine einmaligen Rasenmähkünste.

     
  3. Gefühle
    Das Ereignis (z.B. ein schräger Blick), wird von uns als Ablehnung interpretiert und löst nun in uns unweigerlich Gefühle aus. Es ist nicht das Ereignis per se, dass für die Gefühle verantwortlich ist, sondern unsere Interpretation aufgrund unserer Identität. Wichtig ist es sich solcher Gefühle bewusst zu werden und sie erst einmal einfach anerkennen oder benennen können. Wenn es die Situation zulässt, ist es klug sich Zeit zu lassen und die Gefühle bei Gott im Gebet abzuladen. Einmal kurz an die frische Luft zu gehen kann bei einem Ehestreit Wunder bewirken. Über eine schwierige Situation schlafen zu können und erst am nächsten Tag zu entscheiden, hilft uns, nicht von unseren Gefühlen fremdgesteuert zu werden. Die Gefühle sind da, aber sie sollen nicht die Kraft haben, unsere Kommunikation und unsere Beziehung zu stören (ich rede vor allem von schlechten Gefühlen).

     
  4. Empathie
    Der wichtigste Zwischenschritt den leider viele überspringen und direkt von den Gefühlen zur Reaktion übergehen. Ich versuche nicht nur meine eigenen Gefühle wahrzunehmen, sondern nehme mir einen Moment Zeit und versuche den anderen zu verstehen. Dieser Schritt in der Kommunikation ist der wichtigste und aber leider auch am schwierigsten. Einfach mal hinzuhören. Nachfragen. Wie hast du das gemeint? Wie geht es dir dabei? Verstehe ich dich richtig? Wir fahren unsere sensiblen Antennen aus und versuchen uns in den anderen hineinzuversetzen. So wie wir uns im Glauben auf Gott einlassen und ihm Fragen stellen, müssen wir uns auch in unseren Beziehungen auf Menschen einlassen und uns für sie interessieren, wenn wir Nähe schaffen wollen.

     
  5. Reaktion
    Wir reagieren auf das Ereignis. Aber wie? Mit unklugen Sätzen, wie "du hörst mir NIE zu" "IMMER muss ich" "Du musst halt"
    Oder mit guten Sätzen wie "hilf mir dich besser zu verstehen" "wie hast du dich dabei gefühlt" "ich kann dich gut verstehen". Viel Geschick und Erfahrung ist nötig und kein Mensch reagiert immer richtig. Doch das Modell EIGER hat mir sehr geholfen zu verstehen, dass ich erstens zu Fehlinterpretationen des Ereignis und zweitens zu einer unklugen Reaktion aufgrund meiner Gefühle neige. Hier kann ich noch viel lernen und meiner Frau besser zuhören statt vorschnell mit Lösungsvorschlägen und Gegenargumenten zu kontern. 


Ich wünsche uns allen gutes Gelingen in der Kommunikation mit unseren Mitmenschen :-)
Andy

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