Abenteuer-Expedition Lebensführung
(von der Kunst sich selbst zu führen)
Auf dem Uhuru Peak, der Gipfel des Kilimandscharo |
Der Gang durchs Leben gleicht einer Wanderung. Man spricht
daher auch vom Lebensweg. Da es sich aber eher um eine Abenteuer-Expedition als
um einen Sonntagsspaziergang handelt, will diese Wanderschaft gut vorbereitet
und mit der richtigen Ausrüstung versehen werden. Spontan losziehen oder sich
treiben lassen, ist keine Option.
Leider gehen viele Menschen zu leichtsinnig und mit der
falschen Ausrüstung auf eine Bergwanderung. Immer wieder muss die
Schweizerische Rettungsflugwacht Touristen mit Turnschuhen oder Sandalen, die
ohne Bergkenntnisse unterwegs sind, in Sicherheit bringen.
So ist es auch im wahren Leben. Mit Stürmen, kühlem Wetter
und Verletzungen muss gerechnet werden, da der Weg durchs Leben lang und
unberechenbar ist. Wie rüste ich mich richtig dafür aus? Wo kann ich neue
Kräfte tanken und wie bleibe ich sicher auf dem Weg? Wie kann ich leichtsinnige
Fehler vermeiden? Darum geht es in diesem Artikel, der meine eigenen Ansichten
zum Buch „von der Kunst, sich selbst zu führen“ von Thomas Härry wiedergibt.
Dieses Buch zum Thema „Selbstführung“ ist vollgespickt mit Lebensweisheiten zum drüber nachdenken. Ich finde das Buch sehr gut, obwohl es sich um ein Konzentrat wie dicker Sirup handelt, das sich nicht sehr flüssig liest, sondern Häppchenweise erarbeitet werden muss. Auch dieser Artikel schneidet dutzende Lebensthemen an, als ob ich mit 32 schon alles übers Leben wüsste. So ist es natürlich nicht, ich habe mich lediglich mit diesen Themen in letzter Zeit beschäftigt und versuche sie hier so einfach wie möglich wiederzugeben.
Routenplanung: Sich selbst und sein Ziel kennen
Die einzelnen Etappenziele der sogenannten Marangu Route am Eingang zum Kilimanjaro National Park |
Die meisten Unfälle im Gebirge passieren, weil die Menschen
sich überschätzen. Sich selber gut zu kennen ist auch beim Gang durchs Leben
unablässig. Wer bin ich? Was kann ich? Und vor allem: wer bin ich nicht und was
kann ich nicht?
Wer diese Erkenntnis gewonnen hat, geht sicherer und
gelassener durchs Leben. Er kann Verantwortung für seine Gefühle und sein
Handeln übernehmen und macht das Beste aus seinen Umständen, so schwierig sie
auch sein mögen.
Gott lädt uns ein, unser Leben zu gestalten. Er hat uns
dafür einen freien Willen, Kreativität und die ganze Schöpfung zu Füssen
gelegt, damit wir sie bebauen und bewahren; etwas draus machen. Leider kneifen
viele Menschen und nehmen ihre Möglichkeiten nicht wahr. Neigen zu Passivität,
lassen sich fremdbestimmen oder kontrollieren alles und jeden statt sich selbst
und verlieren dabei die Kontrolle über das eigene Leben.
Wir sind zu einem Eigenbestimmten Leben nach dem Ebenbild
Gottes geschaffen und haben das Privileg unser Leben AKTIV zur Ehre Gottes zu
gestalten (lies z.B. 1. Petrus 4, 7-11). Dabei geht es nicht darum, sich bis
zur Perfektion selbst zu optimieren, sondern um eine gesunde und
verantwortungsbewusste Lebensweise und der Entfaltung unserer eigenen Talente.
Der erste Schritt dazu: die eigene Identität erkennen.
Wer bin ich?
Wer ins Gebirge möchte, studiert zuerst eine Landkarte und
nimmt sie mit in den Rucksack. Denn der Handy-Empfang ist nicht immer gegeben
und der Akku vom Smartphone nach einem Tag leer. Die Karte aus Papier aber
bleibt. Genauso ist es mit unserer Identität. Wir haben sie am besten immer
dabei und nicht bloss auf Abruf. Der Selbstführung geht ein gefestigtes Selbst
voraus.
Wer bist du? Was möchtest du?
Eine realistische Selbsteinschätzung ist enorm wichtig. Dazu
kommt die Dankbarkeit für die Eigenschaften und Möglichkeiten, die Gott mir
gegeben hat. Auch muss ich meine Grenzen kennenlernen und sie akzeptieren. Ich
kann nicht alles, ich bin beschränkt. Trotzdem bin ich zuversichtlich mir
gegenüber und kann mich selbst annehmen, denn ich weiss Gott liebt mich. Er hat
mich gemacht und ich ziehe meine Identität aus Gott. Zimmert euch Trägerbalken
für eure Seele mit göttlichen Wahrheiten wie diesen:
- Ich bin von Gott gewollt und wunderbar geschaffen Psalm 139, 13-14
- Ich bin mit Ehre ausgestattet und mit Herrschaft gekrönt Psalm 8, 6-7
- Ich bin angenommen bei Gott Jesaja 43,11.
- Ich werde von Gott versorgt und geführt Psalm 23, 1-3 1.
- Ich werde von Gott geliebt und umjubelt Zefanja 3,17
- Ich bin und bleibe von Gott getragen Jesaja 41,10
- Ich wurde und bin überreich gesegnet Epheser 1,3
Mit einer solchen Identität als Fundament gehen wir stark,
ausgeglichen und mit Gelassenheit durchs Leben. Auch in schwierigen
Situationen. Leitende ohne gefestigte Identität gefährden sich und andere,
indem sie in schwierigen Situationen unangemessen reagieren. Ein gefestigtes Selbst
zu haben ist deshalb so wichtig, weil es einen direkten Einfluss auf unsere
Beziehungen und die Gestaltung unserer Aufgaben hat. Die eigene Identität zu
kennen ist jedoch nicht einfach, es ist eine Lebensaufgabe, der wir uns immer
wieder stellen müssen. Wer keine gefestigte Identität hat, soll zuerst hier seine
Defizite aufräumen, bevor er andere Lebensaufgaben übernimmt. Sei es durch die
Verinnerlichung dieser oder anderer Wahrheiten wie Gott dich sieht, durch
Coaching, Seelsorge einen Mentor und so fort.
Was kann ich?
Wir alle haben unterschiedliche Talente und Fähigkeiten die
sich ermitteln lassen. Es ist wichtig, herauszufinden, was man kann, damit man
eine Lebensaufgabe findet, in der man gut aufgehoben ist. Das Ziel beim
Entdecken unserer Talente geht weit über die eigene Erfüllung hinaus: Wir
können erfahren, wie wir Gott und seiner Gemeinde am besten dienen können.
Jeder Mensch hat unterschiedliche Talente, Fähigkeiten und
Gaben. Was kannst du?
·
Was kannst du gut und machst du gerne
(angeborene Talente)?
·
Was hast du gelernt (erlernte Fähigkeiten)?
·
Welche geistlichen Gaben hat Gott dir gegeben?
Stelle dir zudem die folgenden Fragen:
·
Fühlst du dich in deiner derzeitigen Rolle wohl?
·
Kommen deine Talente und Fähigkeiten hier zum
Einsatz?
·
Oder bist du gezwungen, etwas zu sein, das du
gar nicht sein kannst?
·
Was würde dir eher liegen?
Was will ich?
Eigene Lebensziele zu formulieren ist nicht immer ganz
einfach. Folgender Trick kann dabei helfen:
Betrachte dein Leben vom Sterben her. Was soll über dich
einst gesagt werden? Dass du ein guter Vater, lieber Ehemann und echter Freund
warst?
An welchen Leitwerten und Grundsätzen möchtest du dein Leben
lang festhalten? Was ist dein Lebensziel? Wo kannst du Gott am besten dienen?
Wie lassen sich diese Lebensziele mit dem Ehepartner / den Kindern vereinen?
Weil der Weg lang und steinig ist, brauchen wir ein Ziel vor
Augen, um nicht planlos umherzuirren. Richte deinen Blick auf das Ziel, so
kannst du neue Motivation schöpfen.
Marschvorbereitung: Sich ausrüsten, versorgen und pflegen
Das Highlight nach einem anstrengenden Tag: Eine nahrhafte Mahlzeit |
Wir kennen unsere Kräfte und haben ein Ziel vor Augen. Doch
bevor wir auf eine Expedition aufbrechen, muss der Rucksack gepackt werden. Was
brauchen wir um durchzukommen, unterwegs Kraft zu tanken und in Notfällen Hilfe
zu erfahren?
Auf unseren Lebensweg übertragen heisst das für mich: Wie
können wir Sorge zu unserem Körper, unserem Geist und unserer Seele tragen,
damit wir nicht vor dem Ziel scheitern?
Die Selbstfürsorge hat verschiedene Aspekte und muss uns
konstant auf unserem Weg begleiten. Ansonsten treiben wir Raubbau an unserem
Körper oder fügen unserer Seele Schaden zu.
Die erste und wichtigste Ressource ist die Spiritualität.
Ressource Spiritualität
Darunter verstehe ich, dass wir uns Zeit nehmen, unsere
eigene Seele zu versorgen. Uns füllen lassen von Gott, damit wir anderen diese Liebe weitergeben können. Denn
wenn die Tankanzeige unserer Seele auf leer steht, haben wir selbst zu kämpfen
und unsere Beziehungen sowie unsere Aufgaben leiden darunter. Wie können wir
also unsere Seele nähren und gleichzeitig Gott dienen?
- Pflege deine Beziehung mit Gott. Nimm dir Zeit für ihn. Wenn es sich spontan nicht ergibt, trag dir eine Zeit in deiner Agende dafür ein und halte dich daran.
- Lese und studiere die Bibel, lass Gottes Wort zu dir reden.
- Sing oder höre geistige Lieder
- Bete zu Gott in vielfältiger Weise: Ein Dankgebet, eine Fürbitte, ein Stossgebet oder ein Gebet mit Fragen an Gott (sei danach still und höre, ob Gott zu dir durch dein Herz spricht)
- Bete Gott in der Gemeinde an
- Du kannst auch fasten, über Gott nachdenken, über Gott mit vertrauten Menschen reden, christliche Vorträge oder Filme ansehen usw.
Welche Ausdrucksform der Spiritualität passt zu dir? Wo
kannst du dich füllen lassen? Wichtig: Die Spiritualität ist nicht dafür da,
Gott etwas zurückzuzahlen. Die Gnade ist ein unbezahlbares Geschenk!
Warum kommt uns oft anderes in den Sinn, wenn wir uns Zeit
für Spiritualität vornehmen? Weil wir uns schwertun, uns mit uns selbst
auseinander zu setzen. Doch mit ein wenig Übung schaffen wir das!
Wir dürfen uns immer wieder neu ins Bewusstsein rufen: Gott
ist da! Er möchte Platz haben in unseren Herzen und uns veredeln. Wo kann Gott
in uns drin noch wirken? Welche Bereiche unseres Lebens möchten wir ihm
darlegen?
Die eigene Spiritualität zu entdecken und zu leben ist ein
Abenteuer. Ob spontan oder geplant, still oder laut, allein oder mit andern, in
der Natur oder im stillen Kämmerlein. Ein neues Buch? Neue Lieder? Ein Vertiefungsprojekt? Es gibt kein richtig
oder falsch. Versuche neue Formen aus. Was funktioniert? Was nicht?
Ressource Beziehungen
Eine weitere Kraftquelle, ohne die wir schwer durchs Leben
kommen, ist die Energie, die wir aus guten Beziehungen schöpfen können. Der
Mensch ist nicht gemacht zum allein sein: Geteiltes Leid ist halbes Leid und
geteilte Freude ist doppelte Freude.
Jeder Mensch sollte sich daher zum Ziel setzen, einige gute
Freunde um sich zu haben. Es kommt nicht auf die Menge der Freunde an, sondern
auf die Qualität der Freundschaft. Lieber nur zwei bis drei gute Freunde haben,
auf die man sich verlassen kann. Doch solche Freundschaften sind nicht
selbstverständlich und bauen sich nicht über Nacht auf. Deshalb solltest du
deine Freundschaften ganz bewusst pflegen und gezielt über Jahre vertiefen.
Gute Freunde:
- Sehen einander regelmässig
- Lassen einem an wichtigen Dingen im Leben teilhaben
- Geben Einblick in ihr Inneres
- Verbergen nichts, vertrauen einander
- Müssen nicht ständig darauf achten, was sie sagen, wenn sie zusammen sind
- Sind gerne zusammen, die Themen gehen nicht aus
- Würden einander ohne Zögern in einer Notsituation anrufen
- Sind füreinander da.
- Ermutigen und sprechen auch Kritisches an
Es ist nicht einfach, solche Freunde zu haben. Es ist auch
nicht einfach, jemandem ein so guter Freund zu sein. Deshalb braucht es Pflege,
Zeit, Geduld und vor allem dranbleiben.
Überlege dir, wo du solche Freundschaften hast, in die du
investieren willst: im Familienkreis, bei der Arbeit, in der Gemeinde, in der
Nachbarschaft, ehemalige Militär- oder Schulfreunde…?
Darüber hinaus ist für Verheiratete der eigene Gefährte in
der Ehe natürlich nochmals ein Geschenk mit einer viel grösseren Bedeutung als
eine Freundschaft, aus der wir enorm viel Kraft schöpfen können und in deren
Qualität wir stets investieren sollten.
Ressource Vitalität
Ohne einen guten, vitalen Körper sind wir unseren Aufgaben
nicht wirklich gewachsen. Da das Leben kein Sprint sondern ein Marathon ist,
müssen wir die Kräfte einteilen. Es bringt also nichts, jetzt im Moment alles
zu geben, was wir können und später ausgebrannt die Zeche dafür zu bezahlen.
Stattdessen müssen wir uns fragen: Was will ich leisten? Und nicht was kann ich
leisten, wenn ich bis ans Limit gehe?
Gerade in der Jugend, meinen wir, über unerschöpfliche
Kraftreserven zu verfügen. Doch jede dauerhafte Überlastung rächt sich früher
oder später. Deshalb ist es wichtig über Erholung, Ernährung und Bewegung nicht
nur nachzudenken, sondern auch konkrete Schritte einzuleiten.
Für mich persönlich heisst das:
- Sieben bis acht Stunden Schlaf
- Tagsüber viel Wasser trinken
- Koffein, Zucker und Alkohol einschränken
- Regelmässig Sport an der frischen Luft (1-2 mal pro Woche 1-2h Ausdauersport)
- Kraftübungen, Yoga, Dehnen, möglichst täglich ein paar Minuten (wichtig für Bürolisten ;-)
- Abwechslungsreiche Ernährung mit genug Obst, Gemüse und Früchten
- Zeit für Meditation, Gebet, Ruhepausen finden
Darüber hinaus dienen Ferien, Abwechslung, Familienausflüge
und so weiter, um mir wieder neue Vitalität zu verschaffen.
Auf dem Weg: sich steuern und orientieren
Träger einer Wandergruppe auf dem Weg ins nächste Camp |
Wir kennen das Ziel und sind ausgerüstet fürs Abenteuer. In
Wirklichkeit sind wir schon längst mittendrin. In diesem Abschnitt geht es um
Möglichkeiten sich unterwegs zu steuern und zu orientieren, damit wir unseren
Weg fortsetzen können, wenn wir stolpern, im Nebel den Weg aus den Augen
verlieren oder einen Umweg einschlagen müssen.
Selbststeuerung meiner Gefühle
Verstehe ich, was in mir momentan vorgeht? Wer hat derzeit
bei mir das Steuer in der Hand? Bin ich fremdgesteuert? Durch meine Gefühle?
Dann versuchen wir den Ursachen auf den Grund zu gehen.
Emotionen sind nichts Schlechtes. Sie gehören zu uns. Doch
es ist wichtig unsere Emotionen zu verstehen. Wenn ich angespannt, gestresst
oder gereizt reagiere, sind dafür nicht die Anderen schuld, sondern meistens
meine Ängste:
- Die Angst zu versagen
- Die Angst nicht dazuzugehören
- Die Angst nicht beachtet zu werden
- Die Angst wertlos zu sein
- Die Angst verlassen zu werden
- Die Angst Gott nicht zu genügen
Wenn ich auf eine Kritik (berechtigt oder unberechtigt) sehr
emotional reagiere und deswegen nicht schlafen kann, mache ich mir das Leben unnötig
selbst schwer und lasse mich von meinen Gefühlen steuern. Die haben eine Macht
über mich, die ich ihnen eigentlich gar nicht geben will. Schuld daran ist
nicht derjenige, der mich kritisiert, sondern mein Umgang mit meinen Gefühlen.
Vielleicht ist es die Angst zu versagen, die mich so anfällig auf Kritik macht.
Kann ich die Verantwortung für dieses Gefühl übernehmen und darüber nachdenken,
hilft es mir, die Kontrolle über mich zurück zu erlangen und bei Kritik
gelassen zu reagieren. Ich entscheide selbst, wie ich auf meine Lebensumstände
reagieren möchte. Es sind nicht die Lebensumstände, die mir diktieren, wie ich
mich zu fühlen hab.
Ich kann Gott meine Gefühle hinhalten und meine
Machtlosigkeit anerkennen. Ich kann mir helfen lassen von Gott und von anderen
Menschen.
Besonders kritisch wird es, wenn wir uns in die Enge
getrieben fühlen. Wir handeln meist wie ein Tier, sehr impulsiv mit Angriff
oder Flucht. Beide Varianten sind (im Nachhinein gesehen) keine klugen
Entschlüsse. Besser ist es, in einer schwierigen Situation Ruhe zu bewahren,
die Gefühle zu durchschauen und zu versuchen, besonnen darauf zu reagieren. Was
würde Jesus tun? Er hat unseren Kampf ohnehin schon gewonnen, wir müssen keinen
Kampf für unser Ego führen. Wenn wir nicht wissen was tun, können wir auch
erstmal gar nichts tun, bis wir klarer sehen (besser als das Falsche tun) und
lernen auch mit ungelösten Situationen zu leben.
Selbststeuerung in meinen Beziehungen
Auch in unseren Beziehungen dürfen wir uns selbst sein.
Lernen Ja und Nein zu sagen. Lernen unsere Grundwerte und wichtigen Bereiche im
Leben zu schützen. Eindringlinge als solche erkennen. Zu wissen, dass wir
nichts „müssen“, sondern frei entscheiden dürfen, wo wir uns engagieren möchten
und wo nicht. Sich bewusst machen, dass wir nicht alles machen können und daher
Prioritäten (auch in unseren Beziehungen) für unser Leben setzen müssen.
Dazu gehört auch eine gesunde Balance von Verbundenheit und
Eigenständigkeit. Wie gehen wir mit Menschen um, die nicht der gleichen Meinung
sind wie ich? In einer Gruppe gegen uns opponieren? Die meisten Leute brechen
mit solchen Menschen früher oder später die Beziehung ab, weil sie ein zu hohes
Bedürfnis nach Harmonie haben. Dabei sollten wir lernen,
Meinungsverschiedenheiten zu akzeptieren (auf der Sachebene) und die Person
weiter zu lieben (auf der Beziehungsebene).
Ebenso dürfen wir auch lernen, unsere eigene Meinung zu
vertreten und uns nicht immer aufgrund des Zugehörigkeitsgefühls der Meinung
der Gruppe anzuschliessen. Lernen andere zu loben, dafür, dass sie ihre eigene
Meinung haben. Lernen, nicht auf die Person zu schiessen und gegen Kontrahenten
zu kämpfen. Nehmen wir Jesus als Vorbild. Er hat die Sünder geliebt und mit
ihnen Gemeinschaft gepflegt. Hat er dadurch ihre Sünden gutgeheissen oder seine
Meinung darüber verschwiegen? Nein, im Gegenteil. Er hat vorgemacht, dass wir
trotz unterschiedlicher Lebensweise und Werte alle Gottes geliebte Kinder sind.
Du bist ein Befürworter der Allgemeinmedizin, ich der
Alternativmedizin. Du wählst sozial, ich konservativ. Du lebst um zu arbeiten,
ich arbeite um zu leben. Du bist katholisch, ich evangelisch. Wunderbar! So
vielfältig hat Gott meine Freunde geschaffen!
Selbststeuerung in meinen Lebensbereichen
Thomas Härry zeichnet das Bild von unserem Leben als
Schlitten und von sechs Lebensbereichen als Schlittenhunde. Um das Gespann
ausgeglichen und sicher durch den Schnee zu bringen, müssen wir schauen, dass
wir jeden der einzelnen Hunde/Lebensbereiche optimal einspannen. Keiner darf zu
dominant sein und keiner zu kurz kommen, damit unser Lebensschlitten sicher
dahingleitet.
Die sechs Lebensbereiche
1. Zeit mit Gott
a. Gebetszeiten, Stille Zeiten, Bibellesezeiten, in
die Agenda einplanen
b. Wo ergibt sich spontan, unter dem Tag Zeit Gott
nahe zu sein
2. Beruf
a. Wie viel will/soll ich arbeiten?
b. Habe ich meine Überstunden / Arbeitszeiten im Griff?
c. Ist mein Beruf geeignet für mein Leben oder nehme
ich zu viel Arbeit/Probleme mit nach Hause?
3. Familie
a. Schützenswertes definieren, wie gemeinsame
Mahlzeiten, Unternehmungen, freie Tage, Urlaube.
b. Zeit für Gespräche und Zweisamkeit mit dem Partner
c. Zeit für jedes Kind
d. Es mag helfen, einzelne regelmässige Zeiten zu
definieren, damit niemand in der Familie zu kurz kommt, je nachdem wie sehr du
im Beruf eingespannt bist: Paar-Abend am Donnerstag, Vater-Sohn-Tag am
Samstagnachmittag usw.
4. Zeit für mich selbst
a. Was ist das? (Scherz)
b. Zeit für meine Interessensgebiete und Hobbies
c. Zeit für Regeneratives wie Ausschlafen, ein
Spaziergang, ein Film schauen
d. Zeit für Sport
5. Entwicklung
a. Wir wollen Zeit finden, uns neue Fähigkeiten anzueignen.
b. Sich zum Beispiel jedes Jahr mit einem neuen Thema
intensiver auseinanderzusetzen. Beispiele: Karatetraining, Kochkurs, Buch zum Thema
Webseitengestaltung, Experiment Bierbrauen, Pilze oder Teekräuter sammeln…
c. Es tut uns gut Neues zu erlernen und unsere Fähigkeiten
zu erweitern.
6. Regeneration
a. Ausreichend Schlaf
b. Ruhe in Form von Pausen und Ruhetagen einbauen.
Selbststeuerung in meinen Lebensphasen
Nicht nur das Leben ändert sich stetig, auch wir sind nicht
immer dieselben. Wir werden älter. Es ist wichtig, dass wir unsere Lebensphasen
richtig einordnen können und lernen, wann es an der Zeit ist, sich aufgrund
einer neuen Lebensphase neu zu orientieren. Schön ist, wenn wir mit anderen
(jüngeren und älteren) zusammenarbeiten können. Doch eine neue Lebensphase ist
immer mit einem Loslassen, Krisen, Übergängen und Neuorientiereng verbunden,
bei der wir an unsere Grenzen stossen können.
Die Tatkraft der Jugendjahre: Wir sind vital, offen für Neues, revolutionär, kompromisslos. Obwohl unerfahren, schwärmen wir aus, die Welt zu erobern. Wir können es besser als die vorhergehende Generation und möchten es allen beweisen. Unser Denken ist oft schwarz / weiss geprägt, es fehlt uns noch die wichtige Erfahrung des Scheiterns. Trotzdem muss man uns machen lassen. Es ist an dieser Generation zwischen 18-35 Neues zu schaffen. Niemand gründet so viele Firmen wie diese Generation. Umso wichtiger ist es in Gemeinden und Arbeitsprojekten diese Generation einzubinden.
Erfahrungsschatz der Lebensmitte: Ein möglicherweise schmerzlicher Übergang, wenn wir erkennen, dass die Jugendjahre vorbei sind. Wir an die Grenzen unserer Kraft stossen. Empfinden, dass Arbeit, Familie und das Leben uns zu viel aufbürden. Ein Bedürfnis nach Ruhe stellt sich ein. Eine Ernüchterung über das Erreichte macht sich breit, wenn wir zurückblicken, was aus unseren Visionen der Jungendjahre geworden ist. Oder aber wir blicken mit Freude auf das Erreichte zurück und sind froh, jetzt einen Gang runter schalten zu dürfen. Es gilt jetzt weder zu einem Skeptiker noch zu einem Besserwisser zu werden, sondern, sondern den Neuanfang mit Gott zu machen, indem wir seine Gnade immer besser kennen und schätzen lernen und dank unserem Erfahrungsschatz unser Denken differenzieren. Es ist die Zeit anzukommen, in unseren Beziehungen und in unserer Lebensaufgabe. Wir sind jetzt der Garant für Kontinuität und Qualität.
Weisheit des fortgeschrittenen Alters: Auch dieses Alter wird von einer Krise eingeläutet: Mid-Life-Crisis. Wir werden uns unserer Vergänglichkeit bewusst. Zählen die Jahre, die uns noch bleiben, bis zur Rente, bis zum Altersheim, bis zum Tod. Unsere körperlichen Grenzen sind zunehmend spürbar. Doch wer sich mit diesen Tatsachen versöhnen kann, der kann die Chance dieser Lebensphase nutzen. Denn alte Menschen sind reiche Menschen. Reich an Erfahrungen, Erlebnissen, Erinnerungen. Sie geniessen das Vorrecht nicht mehr leisten zu müssen, sondern Leben zu dürfen. Es ist ihre Aufgabe diesen Schatz an die Jungen weiterzugeben und zu Mentoren, Impulsgebern und Vater oder Mutter im Glauben zu werden. Schenke deinen Mitmenschen Zeit und Präsenz, dort wo du gefragt wirst. Arbeite mit Jungen zusammen und lasse dich von ihnen inspirieren. Sei einfach, du musst dich nicht mehr beweisen, du musst nicht mehr rechthaben, du musst nicht mehr erreichen, du hast erreicht.
Die Tatkraft der Jugendjahre: Wir sind vital, offen für Neues, revolutionär, kompromisslos. Obwohl unerfahren, schwärmen wir aus, die Welt zu erobern. Wir können es besser als die vorhergehende Generation und möchten es allen beweisen. Unser Denken ist oft schwarz / weiss geprägt, es fehlt uns noch die wichtige Erfahrung des Scheiterns. Trotzdem muss man uns machen lassen. Es ist an dieser Generation zwischen 18-35 Neues zu schaffen. Niemand gründet so viele Firmen wie diese Generation. Umso wichtiger ist es in Gemeinden und Arbeitsprojekten diese Generation einzubinden.
Erfahrungsschatz der Lebensmitte: Ein möglicherweise schmerzlicher Übergang, wenn wir erkennen, dass die Jugendjahre vorbei sind. Wir an die Grenzen unserer Kraft stossen. Empfinden, dass Arbeit, Familie und das Leben uns zu viel aufbürden. Ein Bedürfnis nach Ruhe stellt sich ein. Eine Ernüchterung über das Erreichte macht sich breit, wenn wir zurückblicken, was aus unseren Visionen der Jungendjahre geworden ist. Oder aber wir blicken mit Freude auf das Erreichte zurück und sind froh, jetzt einen Gang runter schalten zu dürfen. Es gilt jetzt weder zu einem Skeptiker noch zu einem Besserwisser zu werden, sondern, sondern den Neuanfang mit Gott zu machen, indem wir seine Gnade immer besser kennen und schätzen lernen und dank unserem Erfahrungsschatz unser Denken differenzieren. Es ist die Zeit anzukommen, in unseren Beziehungen und in unserer Lebensaufgabe. Wir sind jetzt der Garant für Kontinuität und Qualität.
Weisheit des fortgeschrittenen Alters: Auch dieses Alter wird von einer Krise eingeläutet: Mid-Life-Crisis. Wir werden uns unserer Vergänglichkeit bewusst. Zählen die Jahre, die uns noch bleiben, bis zur Rente, bis zum Altersheim, bis zum Tod. Unsere körperlichen Grenzen sind zunehmend spürbar. Doch wer sich mit diesen Tatsachen versöhnen kann, der kann die Chance dieser Lebensphase nutzen. Denn alte Menschen sind reiche Menschen. Reich an Erfahrungen, Erlebnissen, Erinnerungen. Sie geniessen das Vorrecht nicht mehr leisten zu müssen, sondern Leben zu dürfen. Es ist ihre Aufgabe diesen Schatz an die Jungen weiterzugeben und zu Mentoren, Impulsgebern und Vater oder Mutter im Glauben zu werden. Schenke deinen Mitmenschen Zeit und Präsenz, dort wo du gefragt wirst. Arbeite mit Jungen zusammen und lasse dich von ihnen inspirieren. Sei einfach, du musst dich nicht mehr beweisen, du musst nicht mehr rechthaben, du musst nicht mehr erreichen, du hast erreicht.
In welcher Lebensphase befinde ich mich? Mit welchen Herausforderungen
und Übergängen habe ich zu kämpfen?
Von Aufgaben und Verzicht
Wer bin ich, ohne meine Aufgaben und Posten? Eine
Überidentifikation ist doppelt ungesund. Für meine Amtsausführen und für mich
selbst. Wir sind nicht was wir leisten. Wenn wir uns zu sehr mit unseren
Aufgaben identifizieren, ist das für uns selbst ungesund, denn wir lassen alles
zu sehr an uns heran. Wir sind gestresst und fallen in ein Loch, wenn wir von
unserem Amt enthoben werden.
Deshalb gilt es immer wieder sich kritisch zu hinterfragen,
warum ich welche Aufgabe mache und ob es nach wie vor Sinn macht, dass ich das
mache. Loslassen befreit! In einer Gemeinde oder bei der Arbeit droht sonst ein
Ungleichgewicht, wenn einige Überfunktionieren (alles machen) und einige
Unterfunktionieren (keine Verantwortung übernehmen). Es ist also auch eine
Chance für beide Seiten, wenn ich eine bestimmte Aufgabe in andere Hände geben
kann.
Verzicht ist nicht nur bei Aufgaben ein Thema. Unsere
Wahlfreiheiten werden manchmal zu einem richtigen Fluch. Die Möglichkeiten
überfordern uns wie ein hundertseitiges Menü. Wahlfreiheit kann zum Fluch
werden, wenn wir meinen, immer noch etwas Besseres, Günstigeres, Schöneres
ergattern zu müssen. Die Freiheit liegt eben nicht darin, all diesen Freiheiten
hinterherzujagen wie ein Getriebener, sondern die wahre Freiheit liegt darin,
freiwillig auf Unwesentliches verzichten zu können. Alles ist flüchtig und
nichtig, Segen liegt einzig bei Gott allein, das wusste schon Salomo. Wir
müssen nicht über alles Bescheid wissen (News und Klatsch) und jeden Modetrend
mitmachen. Wer dieses weltliche Streben ablegt, erfährt eine neue Freiheit in
Gott. Aus dieser Perspektive lassen sich Fragen anders beantworten: Wie viele
Stunden Arbeit muss es sein? Mit wem möchte ich Zeit verbringen? Wie gross muss
mein Auto sein (wenn ich eins brauche), zu welchen Treffen möchte ich noch
gehen?
Orientierungs- und Entscheidungshilfen
Ziel der Selbstführung ist nicht ein egoistisches Treiben um
sich selbst, sondern, sich als Jünger Jesu und brauchbares Werkzeug Gott zur
Verfügung zu stellen. Was hilft uns dabei? Einige Punkte aus Römer 12
herausgeschält:
- Hat Gott Freude an mir und meinem Tun?
- Nach welchem Massstab richte ich mich? Der Welt? Gottes?
- Habe ich eine gesunde Selbsteinschätzung oder denke ich schlecht von mir? Oder halte mich für etwas Besseres?
- Welche Gaben habe ich und setze ich sie mit Freude ein?
- Begegne ich meinen Mitmenschen mit Liebe und Achtung?
- Brennt das Feuer des Heilligen Geistes in mir?
- Gelingt es mir hilfsbereit und gastfreundlich zu sein und kann ich auch denen Gutes tun, die mir schlecht gesinnt sind.
Es ist immer wieder gut zu reflektieren, innezuhalten, diese
Punkte durchzugehen, um zu prüfen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist.
Was ist wenn der Weg sich gabelt? Soll ich nach Links oder
Rechts gehen? Anbei ein paar Entscheidungshilfen, die bei schwierigen
Entscheidungen im Leben helfen können:
- Entsprechen meine Pläne Gottes Wille? Was würde Jesus tun?
- Habe ich die Ressourcen für diese Aufgabe? Kraft, Zeit, finanzielle Mittel, Kenntnisse, Erfahrungen…
- Passt der Plan zu meinen Lebensumständen? Für meine Familie? Zu meinem Wohnort?
- Passt das Vorhaben zu meiner Rolle und Stellung in der Gruppe?
- Bin ich bereit Rechenschaft vor Gott für diese Sache abzulegen und Spannungen auszuhalten, die eine Führungsaufgabe unweigerlich mit sich bringt, da ich nicht wie Gott die Konsequenzen meines Tuns abschätzen kann und somit unweigerlich in Situationen komme, in der ich nicht zweifelsfrei zwischen richtig und falsch unterscheiden kann?
Fazit
Blick vom Gipfel auf das Gletschereis und über die Wolken in den Ebenen Afrikas |
Warum das Ganze? Macht es wirklich Sinn sein Leben zu planen
und sein Tun zu überdenken, alles Elemente der Selbstführung? Auf jeden Fall!
Es ist sogar Gottes Wille, dass wir unser Leben in die Hand
nehmen, Verantwortung übernehmen und für uns selber sorgen:
- Jeder prüfe sich selbst und trage seine eigene Last (Galater 6,4-5)
- Habt acht auf euch selbst (Apostelgeschichte 20,28)
- Entwickle deine Gaben, lass dein Fortschritt allen offenbar werden und hab acht auf dich selbst (1. Timotheus 4,14-16)
Bevor wir andere führen und (in Sanftmut und Demut) auf ihre
Fehler hinweisen, müssen wir bei uns selbst beginnen. Wir müssen uns selbst
führen und immer wieder prüfen. Den Balken im eigenen Auge erkennen. Offen sein
für Kritik. Uns nicht selbstrechtfertigend sondern immer wieder fragend vor
Gott stellen: „Herr was willst du von mir“?
- Dann gelingt es uns offen und bereit zu sein für die Herausforderungen, die das Leben an uns stellt.
- Dann können wir den Weg voller Zuversicht gehen mit dem Blick fest auf das Ziel gerichtet: Gottes Reich.
- Dann haben wir einen gesunden Umgang mit unserem Selbst und unseren Lebensumständen, indem wir nicht versuchen „perfekt“ zu sein, sondern das Beste aus den on Gott gegebenen Möglichkeiten zu machen.
- Und dann können wir wirken und die Welt zu einem besseren Ort machen, indem wir unsere Fähigkeiten anderen zuteil kommen lassen und das Potential in ihnen erkennen und entwickeln.
Quelle und Buchempfehlung:
Ich wünsche euch allen gute Fortschritte bei der Selbstführung. Wir sehen uns am Ziel!