Apostelgeschichte 17 - Paulus in Athen

Heute nehme ich dich mit auf eine Reise.

Und zwar auf eine Zeitreise.

Wir gehen gemeinsam ins 1. Jahrhundert nach Athen

Eine Stadt mit einer grossen Geschichte!

Was erlebt der Apostel Paulus dort auf seiner 2. Missionsreise?

Und was hat sich seither geändert?

Was können wir mitnehmen uns transferieren in unsere heutige Zeit?

Unser Reisebegleiter ist die Bibelstelle Apostelgeschichte 17 ab Vers 16.





Zum Hintergrund: Athen war in der Antike eine sehr zentrale Stadt.
Ihren Höhepunkt hatte Athen als bedeutender Stadt-Staat schon 600 Jahre früher. Später ging Athen im Griechischen Reich von Alexander dem Grossen auf. 
Er konnte das Makedonische Reich seines Vaters zu einer Weltmacht ausdehnen, die bis nach Ägypten, Persien und Indien reichte.
So kamen die Griechen mit Wissen aus vielen Erdteilen in Berührung. 
Zur Zeit der Apostelgeschichte, in der Mitte des 1. Jahrhunderts, stand Athen sowie der gesamte Mittelmeerraum jedoch unter römischer Herrschaft.
Doch noch immer waren griechische Städte wie Athen Zentrum für Wissenschaft und Kultur. 
Die Menschen interessierten sich für Philosophie, Dichtkunst, Medizin, Geometrie und vieles Mehr. 
Griechisch blieb die bedeutende Sprache für Politik und Wissenschaft. Auch das Neue Testament der Bibel ist in Griechisch verfasst.
In dieser Weltstadt, ein Schmelztiegel von Religionen und Kulturen aus vielen Ländern, hatte Paulus ein paar freie Tage.
Er musste auf seine Gefährten warten und schlägt sich die Zeit tot.
Was würdet ihr machen, wenn ihr dummerweise in Athen ein paar Tage auf eure Freunde warten müsstet?
Also ich würde mir natürlich die Stadt ansehen und mich unter die Leute mischen: Genau das macht Paulus auch. 
Lesen Bibeltext:
Interessant finde ich: Paulus packte beim Anblick der vielen Götzenbilder die Wut. Das macht ihn menschlich. 
Geht es uns nicht manchmal gleich? Also wenn ich an einen Ort komme, wo Gott nicht anzutreffen ist, sondern nur Götzendienst macht mich das betroffen: Ich sehe zum Beispiel wie Menschen in Massen den modernen Götzen Konsumrausch, Egoismus, Sex, Alkohol und Drogen verfallen; eine Statue aus Stein betet heute keiner mehr an, zumindest nicht bei uns. 
Doch Paulus macht keinen Bogen um die Menschen, sondern nimmt sich Zeit für Gespräche über seinen Glauben.
Aber natürlich, könnten wir jetzt sagen, Dafür wurde er von Jesus auch angestellt und mit einer Extraportion Heiligem Geist ausgestattet. 
Trotzdem schlägt Paulus Ablehnung entgegen: Was ist denn das für ein komischer Vogel? Was will dieser Schwätzer eigentlich?
Wie gehen wir damit um, wenn wir für unseren Glauben belächelt werden? Finden wir trotzdem noch den Mut, unser Licht über den Menschen leuchten zu lassen, damit Sie Gott finden können?





Athen hat als bedeutendster geistigen Mittelunkt wissbegierige Männer aus aller Welt angezogen.
Es hiess daher, Athen sei eine Stadt mit so vielen Göttern, dass man leichter einem Götzenbild als einem Menschen hätte begegnen können.
Auf dem grossen Marktplatz kamen die Männer zusammen, um ihrer Hauptbeschäftigung nachzugehen, dem Diskutieren. 
Tage- und Nächtelang tauschten sie sich über ihre Meinungen aus.
Es fiel Paulus daher nicht schwer Gesprächspartner zu finden. Schnell kam er mit Philosophen ins Gespräch.
Es gab zwei bedeutende Philosophenschulen zu der Zeit: Die Epikuräer und die Stoiker.
Unterschiedlicher hätten die beiden Schulen nicht sein können.
Um das Ganze praktisch veranschaulichen zu können, trennen wir den Saal gedanklich in zwei Gruppen.
Die auf der Linken Seite sind Epikuräer. Ihr seid jetzt für einen kurzen Moment, die Anhänger des Philosophen Epikur, der bis 270 vor Christus in Athen wirkte.
Ihr glaubt nicht an das Schicksal. Nein, alles ist Zufall. Mit dem Tod ist alles vorbei. Worauf es wirklich ankommt ist, ein angenehmes, schmerzfreies Leben zu führen, denn die Götter können nicht helfen, leben sie doch fernab von uns. 
Ganz anders halten es die Stoiker auf der Rechten Seite: Zufall, ha! Nicht ist Zufall. Alles ist Schicksal, dem es sich «stoisch» zu fügen gilt.
Überall lassen sich göttliche Zeichen beobachten, man muss sie nur deuten können. Aber Achtung: immer mal wieder lassen eure Götter die Welt in einer grossen Feuersbrunst untergehen, auf dass sie von neuem geboren werde. Auf was es im Leben ankommt? Im Einklang mit dem göttlichen Schicksal zu leben.
So! Und ich bin jetzt der Apostel Paulus, der mit euch fertig werden muss.
Phu: Besserwisser auf beiden Seiten. Irgendwie atheistische Lebensoptimierer auf der Einen Seite, gegenüber esoterischen Naturgeisterbeschwörer auf der anderen Seite.


Diese Philosophen führen Paulus also auf den Areopag, den Hügel des Kriegsgottes Ares, westlich der Akropolis gelegen und hier im Bild.
Hier tagte der nach ihm benannte Alte Rat, dem etwa dreissig Mitglieder angehörten.
Da die Römer regierten, hatte der Rat nur noch eingeschränkte Befugnis, war aber für die öffentliche Moral zuständig.
Hier sind sich die unterschiedlichen Theologen uneins, ob Paulus auf dem Hügel Areopag seine Rede hielt oder vor dem gleichnamigen Stadtrat, der zu römischer Zeit allerdings am Marktplatz tagte.
Auf jeden Fall musste sich Paulus vor den führenden Männern Athens für seinen Glauben verantworten und Red und Antwort stehen über die Ansichten die er vertrat.
Sind die Stadträdte am Evangelium interessiert oder sind sie zu sehr von ihrer eigenen Philosophie überzeugt?
Wenn ich Paulus wäre, wie sollte ich mein Publikum (hier)bestehend aus überzeugten «Atheisten» und «Esoteriker» ansprechen? 
Auf jeden Fall muss ich behutsam vorgehen, um euch nicht vor den Kopf zu stossen, damit ihr mir überhaupt zuhört.
Hmm ich könnte euch vielleicht Loben? Punkte aus eurer Lehre aufgreifen und Parallelen zum Christentum ziehen?
Wobei das Christentum muss ich euch ja erst noch erklären, von dem habt ihr noch nie im Leben etwas gehört.
OK beenden wir unser Gedankenspiel und schauen uns an wie genau es Paulus mit den Philosophen macht.
Ich finde es hochspannend, dass uns diese Rede von Paulus im Wortlaut vorliegt und wir mitverfolgen können, was Paulus argumentiert:



Bibeltext lesen: Apostelgeschichte 17,22-31
...
In Athen gab es viele Altäre, die unbekannten Göttern geweiht waren.
Sechshundert Jahre vor unserer Begebenheit, war die Stadt von einer schrecklichen Seuche heimgesucht worden.
Um diese Plage loszuwerden, schlug der kretische Dichter Epimenides vor, eine Schafherde auf dem Areopag freizulassen.
Diese verteilte sich von dort über das gesamte Stadtgebiet.
Überall wo sich ein Schaf niederlegte wurde es dem nächsten Gott geopfert, darunter gab es auch eine ganze Reihe von unbekannten Göttern, die so verehrt wurden.
Diesen Umstand greift Paulus auf, denn er ist ein Meister darin, sein Reden den Zuhörern anzupassen.
Bei den Juden zitiert er das Alte Testament, bei Heiden verweist er auf die Schöpfung und hier zitiert er sogar die griechischen Dichter.
Auch wir sind heute herausgefordert immer wieder eine Sprache zu finden, die weder überfordert noch langweilt. An wen richtet sich meine Botschaft? Wie kann ich diese Menschen erreichen?
Paulus legt das Evangelium, die gute Nachricht den Athenern wie folgt dar:
1) Gott ist nicht von jemandem gemacht, aus Stein oder Gold. Er ist es der Erschaffer von allem Leben und aller Materie!
2) Gott hat die Geschichte in der Hand, vom Leben bis zum Tod und vom Aufstieg und Niedergang der verschiedenen Völker.
3) Gott hat uns Menschen so gemacht, dass wir uns instinktiv nach ihm sehnen. In jedem Menschen ist etwas, das sich nach Gott sehnt.
4) Die Zeit des Tappen im Dunkeln ist nun vorbei. Gott hat sich gezeigt, vergibt grosszügig unsere Fehler und ruft die Menschen zu einer Umkehr auf.
5) Der Tag des Gerichts steht bevor, das Leben ist mit dem Tod nicht vorbei. Jetzt will Paulus den Bogen machen zu Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist.



Doch hier endet die bis dato so schön aufgebaute Rede von Paulus.
Der Spannungsbogen endet abrupt, die Predigt wird unterbrochen:
Bibeltext vorlesen: Apostelgeschichte 17,32-34
...
Bestimmt warst du auch schon in der Situation einen Vortrag zu halten. 
Nervosität war bestimmt auch dabei: Wie komme ich an? Hoffentlich mache ich keinen Fehler?
Dass dabei die Zuhörer anfangen dich auszulachen ist so ziemlich das Schlimmste, was man sich in diesem Zusammenhang vorstellen kann, oder nicht?
Ist Paulus in Athen gescheitert? Hat er Fehler gemacht? Sicherlich nicht.
Bezeichnend für die Athener war, dass sie sich lediglich über ein Thema unterhalten und diskutieren wollten.
Es ging ihnen nicht darum etwas zu Verändern oder eine Diskussion mit einem Fazit abzuschliessen, dazu waren sie zu sehr von sich und ihrer eignen Philosophie überzeugt.
Sind wir bereit uns durch Gottes Wort verändern zu lassen? Oder grassiert die Volkskrankheit Relativismus nicht längst auch bei uns? Leben und Leben lassen… Jedem das seine… Alle haben ja irgendwie Recht…
Wer so denkt, kann es sich leicht machen die verschiedenen Meinungen irgendwie gegeneinander auszuspielen und eine persönliche Entscheidung für oder gegen Jesus auf die lange Bank zu schieben. 
Doch zum Glück hat Jesus auch heute noch mutige Anhänger, die fest von überzeugt sind, dass das Evangelium nicht nur eine Philosophie ist, sondern eine göttliche Wahrheit. 
Jakobus 1,22 ruft uns auf «Täter des Wortes» zu werden und nicht bloss Hörer, Ansonsten seien wir Menschen die unser Gesicht im Spiegel betrachten und im nächsten Augenblick gleich wieder vergessen… Sind wir Täter des Wortes oder nur Hörer?
Zurück zu Paulus: Obwohl die Athener über seine Rede lachten, kamen einige Menschen zum Glauben. Und zwar Männer wie Frauen, Oberschicht wie Unterschicht. 
Es zeigt sich erneut: Gottes Wort kennt keine Grenzen, es gedeiht dort, wo die Herzen dazu bereit sind. Auch heute noch.



Was genau soll man jetzt für eine Anwendung aus dieser Rede in Athen für uns ableiten, das habe ich mich echt gefragt:
«Manchmal läuft es nicht wie gewünscht»? Oder «So redet man mit altgriechischen Philosophen»?
Ich habe mich entschieden für «mutig wie Paulus das Evangelium verkünden»
In meiner früheren Gemeinde beschlossen wir, einen Stand in der St. Galler Altstadt am Samstag aufzustellen, um Menschen in die Gemeinde einzuladen.
Ich weiss noch wie es mich Überwindung kostete. Doch ich machte mit.
Warum kostet so eine Aktion Überwindung? Eigentlich ist es doch eine Freude für den Glauben einzustehen?
Menschenfurcht.. Angst abgelehnt oder ausgelacht zu werden.. Was wenn jemand auftaucht, der mich kennt?
Sicher kennt ihr solche Gefühle. Doch ich sprach zu mir: 
Es ist ein gutes Training sich diesen Ängsten zu stellen! Was soll schon passieren? Sie können ja nicht mehr als Nein sagen. Sie lehnen nicht mich ab, sondern Jesus. Ich bin ja nicht allein, meine Brüder sind mit mir.
Überdies schlimmer als Paulus in Athen wird es mir schon nicht ergehen, wobei in anderen Orten wurde er gesteinigt oder ins Gefängnis geworfen, was natürlich noch übler war als Ausgelacht zu werden.
Auf jeden Fall war und ist Paulus für mich immer ein Vorbild, wie mutig er sich für die Verkündigung des Evangeliums eingesetzt hat.
Doch wie kam der Stand bei den St. Gallern an? Bin ich auch vom Stadtrat eingeladen worden? Nicht ganz…
Die Athener, so lesen wir, liebten es sich über Neuigkeiten auszutauschen und zu diskutieren.
Das kann man von den St. Gallern nicht gerade behaupten.
Sie sind froh, wenn sie in der Stadt niemand anspricht, mit fremden Leuten zu diskutieren lieben die wenigsten und machten daher um unseren Stand einen möglichst weiten Bogen.



Also versuchten wir wie Paulus die Botschaft den Zuhörern anzupassen: Im Jahr darauf machten wir eine Umfrage: 
«Glauben Sie an Gott?» «Glauben Sie dass Jesus Gottes Sohn ist»? «Glauben Sie an Himmel und Hölle?»
Damit kamen wir mit den Menschen in einen Dialog und es entwickelten sich gute Gespräche, in denen wir von unserem Glauben berichten konnten.
Was mich gefreut hat: Gott hat uns beschützt und gestärkt, meine Ängste waren völlig unbegründet, es tat gut sich als Werkzeug Gott zur Verfügung stellen zu können.
Wie lässt sich in der heutigen Zeit Gottes Botschaft in den verschiedenen Gesellschaftsschichten am besten verkünden?
Ich denke, es ist wichtig, sich immer wieder neu darüber Gedanken zu machen und neue Ideen auszuprobieren.
Menschen, die mehr darüber Bescheid wissen als ich, haben Ideen und Konzepte entwickelt, die unsere eigenen Erfahrungen bestätigen:
Die Leute lassen sich eher mit Emotionen, Erlebnissen und auf der Beziehungsebene ansprechen, als auf der Sachebene.
Musical, Sportwoche, Live-Stream, Podcast usw. haben die klassische Vortragsreihe längst abgelöst.
Ist das richtig so? oder schiessen wir damit am Ziel vorbei?
Solange wir die biblische Botschaft verkünden, so wie Paulus, den Inhalt nicht verbiegen, sondern lediglich die Verpackung, denke ich sehr wohl, dass es richtig ist. 
Das sehen wir bei Paulus, der mit seinen Briefen das erste moderne Massenmedium genutzt hat und seine Botschaft immer wieder neu auf die Zuhörer ausrichtete.
Sind wir mündig genug im Glauben, um jemandem das Evangelium von Jesus zu verkünden?
Wenn dich das herausfordert, dann mach es doch einfach so: Schlag deine Bibel bei Apostelgeschichte 17,24 auf und erzähle: Der Gott der die Welt erschaffen hat und alles was darin ist, wohnt nicht in menschengemachten Tempel oder Kirchen aus Stein. Als ob er etwas nötig hätte! Er ist es ja der allem Leben und Atem gibt. Aus einem einzigen Menschen hat er die Menschheit begründet und in sie gelegt, ob er denn nicht zu spüren oder zu finden sei? Er ist ja jedem einzelnen von uns nicht fern, denn in ihm leben, weben und sind wir! Dann schlage den Bogen, wie du Gott gefunden hat, ich bin sicher du hast die volle Aufmerksamkeit deiner Zuhörer. 



Doch ich sehe die Botschaft von Paulus in Athen nicht nur aus Sicht der Verkündigung. 
Es ist auch ein grosser Zuspruch für alle Gläubigen aus allen Ländern!
Gott ist uns nicht fern! Wir sind seine Kinder, stammen von ihm ab! 
Jesus ist von Toten auferstanden, um zu bezeugen, dass er Gott ist.
Müssen wir nun Angst haben, vor Gottes Gericht? Nein! Er ist unser Fürsprecher, er hat unsere Sünden getragen und er ist uns vorausgegangen.
Wenn wir das glauben, so glauben wir auch, dass wir Jesus nachfolgen können durch den Tod in die Ewigkeit.  
Dazu lädt uns Paulus heute ein (Lesen Bibelstelle)
Vielleicht hast du dein Ja zu Gott schon länger gegeben und du willst wieder näher bei ihm sein. Dann lade ich dich ein, Gott heute erneut dein Ja zu geben. 
Vielleicht steht dieser Schritt bei dir noch bevor. Auf jeden Fall will ich dir Mut machen, diese Einladung zu prüfen.
Gott lädt uns ein. Das gilt für alle Menschen. Für die Athener damals genauso wie hier und heute in St. Gallen. 
Egal was du schon alles verbockt hast; Gott hat ein uneingeschränktes Ja zu dir. Er wartet auf dich mit offenen Armen, als dein dich liebender Vater.

Das ist die Kraft und das Geheimnis des Evangeliums das alle Moden und Zeiten überdauert und heute noch so aktuell ist wie vor fast 2000 Jahren.
Lassen wir uns von Paulus anstecken, indem wir nicht wie die Athener nur hören und nichts tun, sondern handeln, uns verändern lassen und als Apostel der heutigen Zeit das Evangelium von Jesus Christus verkünden, von St. Gallen bis in alle Winkel der Welt.
Merci fürs zuelose.

 
März 22 - Andy - Kirche Bild St. Gallen



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